In der Region wird Edles aus dem Keller geschätzt. Das sagen zwei hiesige Unternehmerinnen, die es wissen müssen. Das Klientel sei jünger geworden.
Der Niederrhein hat vieles zu bieten, aber eines ist er definitiv nicht: eine typische Weinbauregion. Doch ein guter Standort für den Verkauf des Rebensaftes scheint er durchaus zu sein, das zeigen unter anderem die darauf spezialisierten Unternehmen. Seit vielen Jahren sind sie hier mit Erfolg tätig. Vor den traditionell weinreichen Festtagen hat die WZ sich in der Szene umgehört.
Zu den Wein-Institutionen gehört sicher auch „In Vino Veritas“, das seit inzwischen 15 Jahren in Willich existiert. Chefin Gabriela Böckermann erinnert sich noch gut an die ersten Jahre, als man das Restaurant mit Weinhandlung sogar „bierfrei“ geführt habe – und das in einer „bierlastigen Region“. Doch dann kam ein besonders heißer Sommer. „Und mein Mann sagte, das kannst du den Kerlen nicht antun.“ Seitdem darf auch Gerstensaft konsumiert werden.
Rund 120 verschiedene Weine sind im Angebot
Böckermann berichtet, dass sich das Kaufverhalten in den vergangenen Jahren stark verändert habe. „Meine Eltern und ihre Generation sind noch selbst zum Weingut gefahren.“ Das finde man heute nicht mehr so stark. Dafür ist – wenig überraschend – auch in diesem Markt das Internet immer mehr im Kommen. „Das machen wir aber nicht“, betont die Gastronomin und Händlerin und hebt die „Fachberatung vor Ort“ hervor.
Rund 120 verschiedene Weine gibt es bei „In Vino Veritas“, überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Frankreich, Italien und Spanien. Australien ist ebenfalls vertreten. Die Kunden kämen nicht nur aus dem Kreis Viersen und Mönchengladbach, sondern auch aus dem Düsseldorfer Norden.
Während im Frühjahr und Sommer die Weißweine dominierten, beginne jetzt die hohe Zeit der Roten. Wer unter „Gänsewein“ Wasser versteht, liegt bei Gabriela Böckermann völlig daneben. Sie bezeichnet so unter anderem Spätburgunder und Primitivo, die besonders gut zu diesem Martins-Geflügel passten.
„Gänsehaut pur“ heißt ein Wein aus Rheinhessen, den Claudia Straeten vom gleichnamigen Weinhaus in Kempen in diesem Zusammenhang nennt. Für das Unternehmen mit Stammhaus an der Hülser Straße und weiteren Standorten an der Peterstraße und im „Haus Erholung“ in Mönchengladbach sind der November und der Dezember laut der Chefin die „stärksten Monate“.
Sie freue sich vor allem darüber, dass verstärkt auch junge Leute nach Wein fragten, sagt sie im Gespräch mit der WZ. Manche Kunden seien gerade einmal Mitte 20. Beraten werden sie unter anderem von Mitarbeiter Joschua Riedl, Experte für internationale Weinwirtschaft und selbst erst 31 Jahre alt.
Das Weinhaus bietet 500 bis 600 verschiedene Weine an, verkauft wird sowohl an den Endverbraucher als auch an die Gastronomie. Besonders gefragt seien seit Jahren deutsche Weine. Die Erklärung der Kennerin: „Die aktuelle Winzergeneration achtet sehr auf Qualität.“ Ihr derzeitiger Lieblingswein ist beispielsweise ein Sauvignon blanc von der Nahe.